Kinder und ihre Borderline-Mütter

Typen von BL-Müttern (nach Lawson)

Mütter mit der Persönlichkeitsstörung Borderline wurden in ihrer Kindheit bzw. Jugend meistens schwer traumatisiert. Das ihnen zugefügte Trauma (sexuelle, psychische und/oder physische Gewalt, Vernachlässigung, Verlassenwerden, Kriegskindheit, Schicksalsschläge) hat oft Auswirkungen darauf, wie sie sich widerum gegenüber ihren Kindern und Enkelkindern verhalten.
Ihnen gemeinsam sind jedoch meistens die Verhaltensweisen wie
- schaffen von Schuldgefühlen bei Personen/ beim Kind bei jeder sich bietenden Gelegenheit;
- isolieren von Personen/ des Kindes 
  (z. B. durch übermäßige Kontrolle, willkürliche Regeln, Bevorzugung/ Benachteiligung;
  Abwertung/ Idealisierung anderer Menschen; "Dir glaubt sowieso niemand!") 
- manipulieren von Personen/ des Kindes
  (z. B. durch Weitergabe von verzerrten Aussagen, Vorenthalten von Informationen usw.)
- Weitergabe eigener Ängste
- schüren von Misstrauen gegenüber dem Kind in Bezug auf andere Menschen und Institutionen.
  ("Den kannst du nicht trauen!", "Glaub bloß nicht, das die dich mögen!";
  "Glaub denen bloß nichts!", "Sag denen bloß nichts!"),
- schüren von Minderwertigkeitskomplexen bei dem "bösen" Kind
  ("Du bist hässlich/ dick/ dumm/ doof/ krank/ labil/ unfähig/ dafür zu klein (...)!",
  "Dich mag sowieso niemand!")


PD Christine Ann Lawson unterteilt die Mütter in die Typen »verwahrlostes Kind«, »Einsiedlerin«, »Königin« und »Hexe«. Die entsprechenden medizinischen Fachbezeichnungen (nach Dr. Birger Dulz) wären hierzu das Depressive Symptomniveau, das angsthafte bzw. phobioforme Symptomniveau, das narzisstische Symptomniveau sowie das hysteroide bzw. psychotische Symptomniveau.
Diese Typisierungen gibt es in der Realität nicht in "Reinform". Oft agieren BL-Mütter Verhaltensweisen aus zwei oder drei Typisierungen aus oder aber die Verhaltensweisen ändern sich entsprechend der jeweiligen Lebensphase bzw. dem Grad der emotionalen Belastung / Anspannung.



Mütter vom Typ »verwahrlostes Kind« sind von Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit dominiert. Sie projizieren ihr Gefühl, "Opfer" zu sein sowie die damit verbundene Hilflosigkeit auf andere.
(Gemäß Dr. Birger Dulz entspräche dies dem Depressiven Symptomniveau.)
Lawson schreibt: "Das Paradox (...) besteht darin, dass Menschen dieses Typs die Kontrolle verlieren, wenn sie Hilfe annehmen. Das »verwahrloste Kind« ist ein Opfer, das Hilfe zurückweist, und die Hilflosigkeit ist eine Abwehr sowohl gegen Nähe als auch gegen Verlust."

Merkmale sind: Passivität, Pessimismus, Zweifel.
Die Mütter von diesem Typ behandeln ihr Kind (meistens das "gute" Kind) zu nachgiebig, zu verwöhnend, sie können es nur schwer "loslassen" und großwerden lassen.
Oder sie vernachlässigen ihre Kinder, weil sie es selbst so erlebt haben.
Diese beiden Verhaltensextreme sind für die Kinder psychisch schädigend. 


Mütter vom Typ »Einsiedlerin« werden von Angst dominiert.
(Nach Dr. Birger Dulz entspräche dies dem angsthaften Symptomniveau bzw. phobioformen Symptomniveau.)

Merkmale sind: Angst vor Verlust, Wachsamkeit, Misstrauen, Negativität, geringe Frustrationstoleranz, Verfolgungsgefühle, besitzergreifend ("Du gehörst mir!"), kontrollierend (betrifft auch oft den Körper des Kindes!), exzessives Grübeln, extreme Eifersucht, scharfe Wahrnehmung, Aberglaube.
Sie verursachen Schuld- und Angstgefühle in ihrer Umgebung.

Auf ihre Kinder übertragen die Mütter besonders ihre eigenen Angstgefühle und schränken somit deren Erleben ein. Dies ist für die Kinder psychisch schädigend.  


Mütter vom Typ »Königin« haben in ihrem innersten das dominierende Gefühl der Leere, weil sie in ihrer eigenen Kindheit und Jugend von ihren Bezugspersonen nicht gesehen/gespiegelt worden sind. 
Diese Leere und das mangelnde Selbstwertgefühl versucht die »Königin« durch materielle Befriedigung und Kontrolle auszufüllen.
(Nach Dr. Birger Dulz entspräche dies dem narzisstischen Symptomniveau.)

Merkmale sind: Sucht nach Beachtung, Bewunderung, Würdigung und Aufmerksamkeit; dramatisches Verhalten, grenzüberschreitend, Regeln missachtend, Ehrgeiz, Statussymbole, Anspruchshaltung, Arroganz, narzisstisches, egoistisches Verhalten. 
Die Kinder werden von der »Königin« missbraucht, indem sie zur Schau gestellt werden und die Interessen der »Königin« zu spiegeln haben. Die Kinder werden nicht als eigenständige Personen gesehen, sondern erfüllen einen Zweck. Dies ist psychischer Missbrauch.


Das dominierende Gefühl von Borderline-Müttern vom Typ »Hexe« ist vernichtende Wut und Krieg.
(Nach Dr. Birger Dulz entspräche dies dem hysteroiden Symptomniveau bzw. dem psychotischen Symptomniveau.)
Als Kinder waren sie selbst ohnmächtig Angst und Entsetzen ausgeliefert. Diese Gefühle von Angst und Entsetzen projizieren sie nun wieder auf ihre Kinder und Enkelkinder.
Merkmale sind: Kontrolle, Bestrafung der Kinder, Zerstörung der Lieblingssachen der Kinder, vernichtende Wut, Verleumdungskampagnen, Lügen, Schürung von Streit und Konflikten, Feindseligkeit, Drohungen, Stalking, Angst, Gewalt, Sadismus. Die Mütter verhalten sich grenzüberschreitend, versagend und zerstörend.
Ihre Täterintrojekte ("Du bist nichts wert!", "Du bist hässlich!", "Du bist ein faules Miststück/ eine Hure/ eine Schlampe/ eine Nutte!") können noch lange in dem Kind fortwirken.
Demzufolge leben die Kinder von BL-Müttern vom Typ »Hexe« in Angst und Schrecken vor den Wutausbrüchen und den (Mord)Drohungen ihrer Mutter.
Lawson: "Wenn die Kinder von Borderline-»Hexen« das Erwachsenenalter erreichen, haben sie eine emotionale Hölle hinter sich. Ohne Intervention von außen ist die Gefahr groß, dass kleine Kinder eine solche Hölle nicht überleben."
Lawson meint hiermit zwei Möglichkeiten: Einmal das es über die Drohungen gegenüber dem Kind, es umzubringen, zur tatsächlichen Kindstötung kommen kann. Zum anderen, das sich das Kind als Jugendliche/r in seiner Not und Verzweiflung selbst suizidiert
»Hexen« können ihre Kinder so lange provozieren und psychisch in die Enge treiben, das diese in ihrer Not und Verzweiflung die Mutter töten.


© Jana Reich, 2013-06-30 www.borderline-muetter.de

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