Genderaspekte zu Gewalt
Zu Gewalt wird psychische, physische und/oder sexualisierte Gewalt gezählt (siehe auch Formen von Gewalt).
Gemäß Erkenntnissen aus der Kriminologie besteht weltweit eine hohe Überrepräsentation des männlichen Geschlechts bei Gewalttäterinnen und -tätern.
In den letzten Jahren gibt es Hinweise darauf, das die weibliche Kriminalität steigt.
Die Gewalttaten haben ursächlich und der Form nach geschlechtsspezifische Ausprägungen gemäß der jeweiligen gesellschaftlichen Geschlechterrollen.
Sexualisierte Gewalt
Weltweit wurden ca. 13 Prozent der Frauen im Laufe ihres Lebens als Mädchen oder Erwachsene vergewaltigt. Es ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.
Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Frauen, Jungen und Männer wird fast ausschließlich durch erwachsene männliche Täter verübt. Die Täter kommen überwiegend aus dem näheren Umfeld, nicht selten gibt es sexualisierte Gewalt als Inzest.
Weltweit wurden etwa drei Prozent der Männer im Laufe ihres Lebens als Jungen oder Erwachsene vergewaltigt. In den meisten Fällen sind die Täter (ältere) Jungen oder Männer (auch inzestiös durch Bruder, Vater, Großvater etc.).
Es gibt vereinzelt sexuelle Übergriffe von Frauen (z. B. inzestiös durch die Mutter, die Schwester) gegenüber Mädchen und Jungen bzw. als Mittäterinnen gegenüber Frauen.
Tötungsdelikte
Bei Tötungsdelikten von Männern sind in der Mehrzahl fremde Menschen die Opfer und es gibt eher eine Tendenz zu gemeinschaftlichen Delikten.
Männer sind zudem häufiger als Frauen Opfer von Tötungsdelikten.
Die häufigsten Tötungsdelikte von Frauen finden in deren "häuslichem Milieu" statt.
Die häufigsten Gewaltopfer von Frauen sind ihre eigenen Kinder (Filizide).
Bei den Filiziden wird desweiteren unterschieden zwischen dem Neonatizid (Tötung des Neugeborenen) und dem Infantizid (Tötung des Kleinkindes).
An zweiter Häufigkeitsstelle steht der Intimizid, die Tötung der Beziehungspartner. Die Mehrzahl dieser Tötungsdelikte hat den Charakter der "Autoprotektion", also der Selbstverteidigung gegen aggressives und bedrohliches Verhalten der Männer.
"Im Unterschied zu Männern ... töten wir Frauen in der Regel die, die uns am nächsten stehen: wir töten unsere Kinder, unsere Ehemänner, unsere Geliebten. (...) Die Geschichte der Frauen, die töten, ist die Geschichte der Frauen." Anne Jones in "Frauen, die töten", Suhrkamp 1986, S. 12-13. |
Quelle:
- "Geschlechtsspezifische Psychiatrie und Psychotherapie. Ein Handbuch", herausgegeben von Anke Rohde und Andreas Marneros, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2007.
© Jana Reich, www.borderline-muetter.de, 2013-03-08
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