Kinder und ihre Borderline-Mütter

Christina Crawford

Traumata über Generationen. 
Die Schauspielerin & Hollywood-Diva Joan Crawford († 1977) und ihre Kinder 


Die Schauspielerin Joan Crawford adoptierte vier Kinder.
Ihre Adoptivtochter Christina Crawford veröffentlichte 1978 ein Buch, indem sie ihr Leben mit ihrer Mutter beschrieb.
Die Autorin Ph.D. Christine Ann Lawson geht davon aus, dass Joan Crawford eine Borderline-Persönlichkeitsstörung hatte.



Joan Crawford, Schauspielerin und Hollywood-Diva mit einem wandlungsfähigem Image, erhielt in ihrem Leben drei Oskars für ihre Filmleistungen.
Sie wurde als Lucille LeSueur
zwischen 1904 und 1908 geboren und starb 1977.
Lucille wurde als jüngstes von drei Kindern geboren. Die Schwester starb sehr jung.
Der Vater verließ kurz nach Lucille`s Geburt die Familie.
Die Mutter Anna ging 
eine Ehe mit einem neuen Mann, dem damaligen Stiefvater von Lucille und Hal, ein. Diese Beziehung endete und Anna war mit ihrem Sohn Hal und ihrer Tochter alleinerziehend.
Die Mutter bevorzugte den Bruder Hal. Es gab emotionale Vernachlässigung und Armut.

Aus diesen prägenden Verhältnissen arbeitet sich Lucille raus und hoch.
Ab Mitte der 1920er hat sie den Durchbruch geschafft. Lucille nimmt den Künstlerinnennamen Joan Crawford an. 1939 nimmt sie ein Baby auf, welches sie erst Joan und dann Christina nennt und 1940 adoptiert. Es folgen der Sohn 
Christopher (genannt Chris, geboren 1943) und die 1947 geborenen Mädchen, die sie Cynthia (Cindy) und Cathy nennt. 
 
Früh gibt es physische und psychische Gewalt, viel Hausarbeit, starre Regeln und Strafen für die ältesten Kinder.
Alle Kinder werden in Internate, (Kloster-)Schulen usw. gesteckt.
Christina Crawford beschreibt, das ihre Mutter sie in einem Wutanfall fast umgebracht hätte, was nur durch das Eingreifen der Sekretärin verhindert wurde.
Die Mutter hatte Wutausbrüche, diverse Männer, Alkoholsucht und nimmt Tabletten, das Personal wechselt in schnellem Tempo...

Einmal zerschneidet die Mutter aus Wut das Lieblingskleid ihrer Tochter und
diese muss es noch tagelang zerschnitten in Fetzen auch vor anderen Leuten tragen
.
Geld ist da, aber die Kinder werden meistens kurz gehalten.

Alles, was Christina macht, ist falsch, von Fehlern behaftet. Ihr "Ich" gerät ins wanken.
Christina bekommt als Jugendliche Depressionen, Migräne, später einen Tumor

und suizidale Gedanken. Manchmal hat sie kaum ein paar Schuhe.
Die Mutter übt auch aus der Ferne strenge Kontrolle auf die Kinder aus.
Die Internatsleitung muss dann die verhängten Strafen umsetzen.
Als sie 12 Jahre alt ist und eine Liason mit einem Jungen hat,
wird Christina von ihrer Mutter als "Hure" beschimpft.


Die Geschwister haben kaum Kontakt untereinander, sie werden von der Mutter 

gegeneinander ausgespielt.
Nach außen: heile Welt, TV-Sendungen über die "tollen" Weihnachtsfeste usw.
Die jüngsten sind die "guten" Kinder, die ältesten die "bösen".

Christina wird zuerst Schauspielerin wie ihre Mutter, es gibt Symbiose und Konkurrenz mit der Mutter.
Die Zeiten sind wechselhaft für Christina: mal sind sie gut, aber dann gibt es wieder "wie aus heiterem Himmel" bösartige Attacken durch ihre Mutter Joan Crawford.

Die Schwester Cathy LaLonde gründet eine Familie und hat zwei Kinder:
Tochter Carla (geboren 1970) und den Sohn Casey (geboren 16. März 1972). 

Joan Crawford stirbt am 10. Mai 1977.
Im Testament für Christina überraschend:
Sie und ihr Bruder Chris werden von der Erbfolge ausdrücklich ausgeschlossen.  

Besonders infam ist Joan Crawford`s Zusatz: "aus den ihnen bekannten Gründen" (Original: "It is my intention to make no provision herein for my son Christopher or my daughter Christina for reasons which are well known to them."). Keine weiteren Angaben dazu.
Die jüngeren Schwestern Cindy und Cathy erben immerhin etwas, aber nicht viel. 
Das meiste Vermögen (rund 1 Million Dollar) geht an wohltätige Einrichtungen;
kleine Summen noch an bestimmte Personen.

Christina schrieb das Buch "Mommie Dearest", welches 1978 erschien und 1981 verfilmt wurde. Eine Welle der Empörung ging durch die USA; aber es wurde auch eine Diskussion über Gewalt in Familien angestoßen.
Christina wird unterstellt, das sie sich rächen will wegen dem Testament usw.
Sie engagiert sich gegen Gewalt in Familien.
Christina hatte drei Ehen und keine eigenen Kinder. 

Der Bruder Chris hat im Kern die Aussagen in dem Buch "Mommie Dearest" bestätigt.
Vermutlich war er stark traumatisiert. Er hat schlimme Dinge erlebt: so wurde er im Bett nachts angeschnallt, musste als Achtjähriger auf seinen Knien nachts im Haus die Fußböden schrubben etc.
Auch als Erwachsener erlebte er die Ablehnung seiner Mutter - Grausamkeit pur.
Er brach den Kontakt zu ihr ab, als sie sein Kind einen "Bastard" nannte.
Als Joan Crawford starb, hatte sie ihren Sohn Christopher 19 Jahre lang nicht mehr gesehen. 
Christopher hatte zwei Ehen und starb am 22.09.2006.

Die vier Kinder blieben ihr Leben lang in Lager gespalten.
Heute leben noch Cathy und Christina. 
Die
Diskussionen gehen bis in die Gegenwart, wieviel Wahres in dem Buch stecken mag.
Christinas Therapeuten gehen davon aus, das ihre Mutter Joan Crawford eine narzisstische, manisch-depressive, soziopathische und Borderline-Persönlichkeit hatte ("psychiatrists have said to me she was narcisstistic, a manic-depressive, a sociopath and borderline."; Vgl. People Magazine, May 6, 1998).  

Die jüngeren Schwestern haben die Zeit mit ihrer Mutter ganz anders erlebt.
Cynthia (Cindy) starb 2007.
Cathy LaLonde versucht bis heute ein gutes Image ihrer Mutter aufrecht zu erhalten. Sie lässt nicht gelten, das ihre ältere Schwester Christina oder ihr Bruder Christopher Grausamkeiten mit der gemeinsamen Mutter erlebt haben. 
Der Enkel Casey LaLonde (geboren 16. März 1972) gibt zu, das Joan Crawford eine Zwangsstörung hatte wegen ihrem Sauberkeits- und Ordnungswahn. (Vgl.)

Über Joan Crawford selbst gibt es kaum Literatur auf deutsch;
selbst auf englisch sind erst jetzt ein paar neue Werke erschienen.


Christina Crawford zu ihrem Buch "Mommie Dearest"
(Titel der deutschen Übersetzung: "Meine liebe Rabenmutter", Goldmann-Verlag)


- Interview mit Bill Boggs , ca. 1978, 20:30 Min. 

- Interview in the Phil Donahue Show, 1978, jeweils ca. 14 Min,
   Part I , Part II , Part III , Part IV   

- Daughter Dearest, Artikel in People Magazine, 06. Mai 1998

- Interview Script CNN Larry King Show, 08/10/2001 




Die Schwester Cathy LaLonde

- Interview bei ABS News, März 2008, 5 Min.


Alice Miller

- Zum Film "Mummy Dearest", März 2004.



   
  "Ich ging die Stufen zum Garten hinunter
   und blieb stehen. Von hier aus hatte ich 
   das Aufstehen des Abendsterns beobachtet,
   hatte diesem Stern meine geheimen
   Wünsche anvertraut. Ich wünschte mir ein
   Pferd. Und die Kraft am Leben zu bleiben,
   bis ich erwachsen war und für mich selbst
   sorgen konnte. Vor allem hatte ich mir eine
   Mutter gewünscht. Eine Mutter, die mich
   wirklich liebte."

   Christina Crawford



 

 

Cover der DVD "Meine liebe Rabenmutter"
(Engl. Filmtitel "Mommie Dearest")



2012-05-06, 19:26:16
© Jana Reich, www.borderline-muetter.de

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